Archiv
Journal
15. August 2023
Weltunter Horrors – Very Special Tour and Very Special Gueste
Eine lange Geschichte mit langer Geschichte.
Die Band kommt in ein Alter, in dem es beinahe jährlich ernsthafte Jubiläen zu feiern gibt. Oder zu fürchten, wenn man wie ich ständig das zaghafte Nagen der Endlichkeit spürt und erkennt, wie das Uhrenticken die Zeit in Scheiben schneidet.
Das bedeutet auch, dass man sich ständig mit dem Thema „Vergangenheit“ zu beschäftigen hat, was einem so vorwärts (und abwärts?) gewandten Menschen wie mir durchaus lästig werden kann, anstatt nur positiv-nostalgisches Schwelgen zu erzeugen. Woher soll man denn dafür auch noch Zeit finden, hm?
Die Weltunter Horrors Tour verknüpft mit dem 20. Schlüpftag des dritten ASP-Studioalbums und dem brandneuen Gothic Novel Output ganz fein Altes mit Topaktuellem. Und das funktioniert überraschend, nein schockierend gut. Aber dazu mehr in meinem sicher noch folgenden Setlist-Journaleintrag.
Weit genug ausgeholt.
Lasst mich über geliebte Songs schreiben!
Sehr zum Leidwesen unserer Hörer liebe ich extrem viele ASP-Songs. Alte wie neue. Aus naheliegenden Gründen gewöhnen sich die Fans immer nur ungern an neue Sachen, das ist ganz natürlich und leider oft auch ein Problem. Denn dass auch die alten Songs mal neu waren und noch ältere, geliebte und vom Publikum lauthals geforderte Stücke aus dem Programm gedrängt haben, das ist vielen nicht bewusst. Da muss man als Musiker ziemlich tapfer und dickfellig bleiben, um sich nicht beirren zu lassen. Oder halt stur sein wie ich.
Bei jeder Tourplanung kommt dieses Thema hoch, und aufgrund der ganz speziellen Songauswahl, die nun besondere Rücksicht auf das Neue, Unbekannte nimmt genauso wie auf ein zwei Jahrzehnte auf dem Buckel tragendes Album, habe ich nachgedacht, welche Songs anderer Künstler ich selbst aus dieser Zeit noch wirklich liebe.
Es sind erstaunlich wenige Lieder, vor allem aus der sogenannten „Schwarzen Szene“, die mich heute noch zu begeistern verstehen. Das meiste von dem, was ich diesbezüglich noch hören mag, stammt eher aus den 80ern als aus den 2000ern. Vieles, was vor etwa 20 Jahren in der Szene gehört wurde und sich in manchen Bereichen bis heute kaum verändert hat, wirkt auf mich nicht besonders gut gealtert.
Ich musste schon ziemlich intensiv suchen, um Stücke zu finden (vielleicht mache ich mal eine Playlist für euch), die mich heute noch begeistern.
Ein Song, der bis heute ganz weit oben steht, heißt „Flood“ und stammt von der Formation Nuuk aus der Schweiz. Ihr schönen Menschen, bis heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn dieser Song losgeht. Und ich bekam sie jedes einzelne Mal, wenn die Jungs ihn auf unserer Hunger Tour spielten und ich irgendwo in einem Backstage die ASP-Maske auf mein damals noch fältchenfreies Gesicht malte.
Solche Momente bedeuten viel und bleiben, wenn andere Erinnerungen schon längst verblasst sind. Und damals lernte ich Michael Sele kennen und schätzen, und ich kann mich noch gut erinnern, wie sehr ich es bedauerte, als mir die sympathischen Schweizer (und der Liechtensteiner) damals verrieten, dass Nuuk bald Geschichte sein würde.
Aber natürlich barg dieses Ende einen Anfang, und wie der Phönix aus der Asche, nein aus der Glut, denn erkaltet war und ist überhaupt nichts, wurde The Beauty of Gemina geboren.
Eine großartige Band um einen absoluten Vollblut-Künstler. Ich fand es damals und empfinde es heute umso mehr: Diese Band sollte meiner Meinung nach Platin-Alben horten und in Arenen ihre Songs präsentieren.
Ich hatte das Glück, dass Michael damals das Abenteuer, mit dieser komischen Band mit den drei Buchstaben auf Tour zu gehen, ein zweites Mal wagte. Und ein Wagnis war es in der Tat, denn oberflächlich mag es für einige im Publikum so gewirkt haben, als würden die beiden Bands überhaupt nicht zusammenpassen. Vielleicht weil zwei auf ihre Art so einzigartige Musikgruppen eben vor allem das verbindet: das Spezielle, das Eigene.
Schaut man „so viel tiefer“, dann kann man vielleicht auch erkennen, dass es nicht die musikalische Umsetzung der jeweiligen musikalischen Vision ist, die diese Verbundenheit und die Ähnlichkeit erzeugt, sondern das Feuer, das auf dem Weg brennt, das Herzblut, das die Maschine auf diesem eigenen Weg antreibt.
Bei jeder der raren und kostbaren Begegnungen in den vergangenen Jahren, die Michael Sele und ich erleben durften, konnten wir den unglaublichen Respekt für den steinigen Weg des anderen spüren, die vielen Parallelen beim Brennen und Verbrennen für diese eigene Vision erkennen.
Die freundschaftliche Verbundenheit, die daraus entstanden ist und nun schon so lange andauert, ist wahrlich nicht in ihrer Quantität, sondern in ihrer Qualität begründet, denn wir sind uns in den letzten Jahren mangels zufälliger Begegnungen auf Festivals viel zu selten begegnet.
Manchmal muss man dann andere Wege finden, um diese Begegnungen herbeizuführen, und in diesem Fall dürft ihr schönen Menschen sogar davon profitieren:
Denn ich konnte Michael und The Beauty of Gemina dazu überreden, ein weiteres Mal mit uns die Bühne zu teilen. Dazu gehörte ein großes Vertrauen, denn genau wie wir haben sie nicht nur Positives hinter geteilten Bühnen erlebt, und das ein oder andere Trauma ist bei beiden Bands übrig geblieben.
The Beauty of Gemina habe ich nicht als „Support Band“ für ASP eingeladen. TBOG (ausgesprochen: Tiebog) sind auf meine persönliche Einladung unsere ganz besonderen Gäste. Sie werden ihr wundervolles Ding machen und wir unser grauenerregendes. Zwei sehr unterschiedliche Energien, die ein Abend vereint. Das vielleicht kleinste Festival der Geschichte?
Wie gut, dass ich mich auf meine „schönen Menschen“ verlassen kann. Ich habe vollstes Vertrauen in unser Publikum, das sich glücklicherweise in den letzten zwei Jahrzehnten genauso weiterentwickelt hat wie wir selbst, offener, empfänglicher für Eigen-artiges und warmherziger geworden ist.
Wenn ihr unsere gemeinsamen Konzerte erlebt, dann denkt an diese tiefe Verbundenheit und den riesigen gegenseitigen Respekt, die ich weiter oben so offen vor euch ausgebreitet habe.
Freut euch mit mir und genießt diese in so vielfältiger Weise besonderen und völlig einmaligen Konzerte.
Asp
THE BEAUTY OF GEMINA als VERY SPECIAL GUEST
bei der WELTUNTER HORRORS TOUR
Freitag, 22.09.2023 – Wuppertal, Historische Stadthalle
Samstag, 23.09.2023 – Braunschweig, Millenium Event Center
Freitag, 29.09.2023 – Bremen, Aladin