Nach Rubrik

Nach Jahr

Archiv

Journal

25. April 2020

Jetzt ist es doch so weit

Liebes öffentliches Tagebuch,

die letzten Einträge habe ich versucht so wenig düster und hoffnungslos wie irgend möglich zu gestalten. Auch um ein Signal zu senden, dass wir uns natürlich alle nicht unterkriegen lassen von diesem blöden Virus bzw. den Folgen, den unangenehmen „Nebenwirkungen“, welche die Pandemie im Schlepptau hat.


Ich bin nur Dichter und Sänger, kein Wissenschaftler. Weder kann ich euch einen guten Rat geben, noch maße ich mir an, mit meinem Allgemeinwissen ganz genau verstehen zu können, ob die Maßnahmen, die momentan getroffen werden, ideal sind. Oder völlig überzogen, was zumindest eine Meinung ist, wie viele Leute sie gerade in der virtuellen Weltalternative „lauthals“ vertreten.Nun, zumindest scheint der Weg, der eingeschlagen wurde, nicht der Allerdümmste zu sein, denn das Ergebnis unserer Bemühungen – und ja, es sind UNSER ALLER Bemühungen und Opfer, die dieses Ergebnis hervorgebracht haben – ist ja zumindest, dass wir kein kollabierendes System erleben. Schaut man sich an, was augenscheinlich in jenen Staaten nun erlebt und erduldet werden muss, die die Pandemie geleugnet und verharmlost haben, scheint unser Weg doch vorerst der sicherere zu sein. Vielleicht nicht ideal, aber doch nicht der schlechteste.

Wie oben bereits betont: Ich bin kein Wissenschaftler, nur jemand, der mit der Situation klarkommen muss und dabei zum einen einigermaßen die Ruhe bewahren möchte und zum anderen seine eigenen Bedürfnisse nicht über die anderer stellt. Denn wir alle wissen: Freiheit ist das höchste Gut, solange sie die eines anderen nicht einschränkt.

Daran sollten nach meinem Dafürhalten mal all jene denken, die momentan darauf pochen, die Pandemie-Situation ganz anders zu lösen und den Dingen ihren Lauf zu lassen, ungeachtet derer, die nicht ganz so gut gegen den Virus gewappnet sind. Mal ganz davon abgesehen, dass, selbst wenn es in irgendeiner Form moralisch vertretbar wäre, eine bestimmte Gruppe unserer Solidargemeinschaft einer schnellen Durchseuchung zu opfern – was es in keiner Weise ist! –, dann sollten sich die Leute mal Gedanken machen, hinterfragen, ob ihre Vorstellung von einem „verzichtbaren“ Teil unserer Gesellschaft überhaupt so stimmt. Klar, manchen scheint es ja auch egal zu sein, ob die eigenen Eltern dran glauben müssen, Hauptsache, die Wirtschaft läuft weiter. Nett.Vor allem da genau diese Menschen meist zu einem nicht unwesentlichen Teil zum Aufbau eben dieser florierenden Wirtschaft beigetragen haben.

Aber auch davon abgesehen: Vielleicht würde es einigen Leuten (ich mag kaum Menschen schreiben, wenn „Menschlichkeit“ ihnen doch so sehr abgeht) mal gut tun, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn man selbst davon betroffen wäre oder jemand, der einem etwas bedeutet.

Aber war das nicht schon immer das Problem? Dieser Mangel an Empathie ist ja auch immer mit einem Mangel an Vorstellungskraft verbunden, scheint es.
Ja, ich weiß, Meinungen gibt es gerade in der Krise schon mehr als genug.Viele davon zeugen von einem grenzenlosen Egoismus, einer sozialdarwinistischen Kälte, die eine wahrhaft eisige Wirklichkeit in Aussicht stellt. 

Da fühle ich mich mittlerweile mal wieder mehr als fremd.
Aber mir ist auch bewusst: Es sind bei Weitem nicht alle so. Sie sind nur wieder mal sehr laut.
Wie eingangs erwähnt: Ich bin nur ein Dichter und Sänger. Aber nur weil mein Beruf nicht systemrelevant ist, heißt das noch lange nicht, dass ich auch als Person nicht systemrelevant bin. 

Alle Menschen sind relevant.
Eigentlich wollte ich euch heute etwas über den aktuellen Stand der Dinge erzählen, wie ich klarkomme in diesen schwierigen Zeiten und was die Pläne sind, die ich geschmiedet habe. Aber vorher musste ich mir Luft machen aufgrund der aufkeimenden ÜberHärte und verschiebe das nun großzügig auf einen der kommenden Einträge.

Denn es gibt so viel zu tun wie nie. Von Kurzarbeit oder Zwangspause kann bei uns überhaupt nicht die Rede sein.
Bis dahin,

bleibt gesund,

euer
Asp