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11. September 2009
Kummer, uouoh Kummer… kein ASP-Album in Sicht.
Einige haben es sicher schon gemerkt: Aus dem für diesen Herbst angekündigten Fulltime-Album, das eigentlich zur Tour erscheinen sollte, ist nun eine EP geworden. Oder eine Double-Feature-Single, um präzise zu sein.
Nun werden natürlich langsam die Rufe laut: Woran lag's und liegt's denn?
Kummer. Uouoh Kummer…
Es tut uns leid.
Wie schön war’s im letzten Jahr…
Es ist eine Menge passiert die letzten 10 Jahre. Wir waren, so würde es in unserem Rock’n’Roll-Zeugnis wahrscheinlich stehen, stets bemüht und bestrebt, mit enormem Fleiß unsere Aufgaben zu erledigen. Und man kann mit Fug und Recht, ohne allzu angeberisch zu klingen, behaupten, dass wir eine ganz schöne Menge geschafft haben.
Allerdings war der Preis nicht unerheblich.
Irgendwann ist es dann passiert: Alle Warnlampen und Reserve-Anzeigen ignorierend haben wir uns nach der wunderschönen Unplugged-Tour im Herbst 2008 in ein weiteres Großprojekt gestürzt: unsere erste DVD.
Und obwohl wir ein phantastisches Team von engagierten Profis um uns scharen konnten, war leider sehr bald abzusehen, dass uns dieses Projekt doppelt so viel Energie, Zeit und auch Geld kosten würde, als wir ursprünglich vermutet hatten. Plötzlich gerieten alle Zeitpläne ins Wanken, hektische und bestürzte Treffen mit unserer Plattenfirma wurden einberufen.
Das Album wurde zum ersten Mal verschoben. Von Sommer auf Herbst.
Kurz darauf sahen wir alle ein: Das reicht nicht. Das Album wurde zum zweiten Mal verschoben: Von Herbst 2009 auf Frühjahr 2010.
Aber mit völlig leeren Händen wollten wir im Oktober nicht dastehen, außerdem brachen sich schon die ganze Zeit einige Lieder in mir Bahn, die sich so langsam nicht mehr zurückhalten ließen. Denn man vergesse nie: Ich bin ein Songschreiber, das ist mein Leben.
Also: Machen wir eine Single.
Was daraus geworden ist, das kann der werte Leser dieser Zeilen ja sehen, wenn er sich die Beschreibung der Limited Edition durchliest und – am allerwichtigsten – unsere neuen Songs anhört.
Ein Aufwand, der sich sicher gelohnt hat, wie wir finden. Einige Stimmen wurden laut, die uns ankreideten, es sei ja nicht gerade bescheiden, unsere neuen Lieder als „Überhymnen“ zu bezeichnen. Völlig richtig. Aber wenn man bei einem Stück ein so überwältigendes, intensives Gefühl hat, dann kann man das auch mal stolz und enthusiastisch nach außen kommunizieren.
Zudem durften wir feststellen: Wow, wir spielen ja in diesem Sommer viele tolle Festivals.
Eine wundervolle Sache und wir hatten eine Menge Spaß.
Es ist aber auch harte Arbeit und frisst tatsächlich eine unglaubliche Menge an Vorbereitungszeit und Energie...und schwupp, bevor du sagen kannst „HeeMomentmalichmöchteamneuenAlbumschreiben“, ist der Sommer auch schon vorbei und wir befinden uns in der heißen Phase der Tourvorbereitung.
Und ganz plötzlich, völlig unbemerkt und klammheimlich ist es dann soweit:
Ausgebrannt. Der Körper zieht die Notbremse, weil Geist und Seele es nicht schaffen.
Hin und her gerissen zwischen dem „Ich will“ und dem „Ich kann nicht mehr“.
Wie schön war’s im letzten Jahr
…jetzt ist sie nicht mehr da.
Und dann sitzt man da (oder in meinem Fall liegt man und futtert fleißig Antibiotika) und schaut sich um.
10 Jahre Rock'n'Roll-Träume. Und der Körper ist ein Wrack. Auf dem Konto herrscht mal wieder gähnende Leere (Miete? Woher die Miete?) und die Windmühlen des Business kümmern sich auch weiterhin einen Scheiß um dein Rebellentum.
Neulich sagte ich in einem Interview mit dem Szenemagazin Sonic Seducer: Auch, wenn das Herz blutet: Die Unabhängigkeit vom „Big Business“ kostet uns wirklich viel Kraft, das ständige Rebellieren gegen die Windmühlen der Industrie und des Musik-Establishments ist ein Fulltime-Job, den wir einfach so nebenher für unsere kleine Nischen-Band ausfüllen. Dazu kommt, dass ich körperlich und seelisch einfach, pardon, ausgelutscht bin. Ausgebrannt kann man sagen. Dieser Zustand allerdings liegt im ständigen Widerstreit mit meinem kreativen Ich, das einfach am liebsten einen Extratag in der Woche einführen möchte, nur um noch mehr Ideen zu bearbeiten.
(Exkurs: Ich verrate mal was: Normalerweise kümmern und berühren mich solche Dinge nicht, weil ich keinen Wert darin erkennen kann, ABER: Unsere Plattenfirma wünscht sich, dass wir mit unserer Single in die Media-Control-Charts einsteigen. Irgendwie gefällt mir die Vorstellung diesmal auch sehr gut. Denn es wäre ein feiner Tritt in die verschiedenen Allerwertesten aus der großen Unterhaltungsmaschine und das täte mir derzeit richtig gut. Ja, doch, das würde sich gut anfühlen. So.)
Also? Was nun?
Ganz einfach. Die Tour steht an und sie ist ein Versprechen an die Fans, welches eingelöst werden muss. Deswegen liegt das Hauptaugenmerk auch auf Proben, Proben und nochmals Proben. Und so ganz nebenher müssen die Batterien aufgefüllt werden.
Alles andere muss warten.
Also: Das neue Album wurde zum dritten Mal verschoben. Und zwar auf unbestimmte Zeit. Und das ist verdammt gut so.
Ich sage Bescheid, wenn ich damit fertig bin, die Songs zu schreiben. Und dann werden Matze und ich das angehen, wie in der „guten alten Zeit“: Wir schließen uns ein paar Monate im Studio ein und wollen von den ganzen Drängeleien nichts hören.
Und: Es wird im Frühjahr KEINE TOUR geben. Und nur sehr wenige, ausgewählte Festivals im Jahr 2010.
Außerdem werden Matze und ich einen Plan ausarbeiten, wie wir mehr Arbeiten aus dem alltäglichen Geschäft delegieren können, ohne dabei in unserem liebgewonnenen Rebellentum auch nur einen Zentimeter zurückzuweichen. Wenn wir das nämlich gewollt hätten, dann hätten wir das auch schon vor 10 Jahren gekonnt.
Klingt wie ein vernünftiger Plan?
Lieber Leser, da hast Du verflucht noch mal Recht!
Und trotzdem...habe ich Kummer… uououh Kummer…