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19. Juli 2014

Ahnungslos durch die Nacht

Liebe Freunde,

sowohl im Fan-Forum „Die Zusammenkunft“ als auch auf der „social“ Media-Plattform Facebook leierte ich ein heiteres Rätselraten an. Die Ankündigung, mit ASP etwas zu machen, was wir in 15 Jahren noch nicht gemacht hatten, schien mir prädestiniert für die Gelegenheit, mit einem Augenzwinkern die letzten Jahre Revue passieren zu lassen und sich mit uns zu freuen, was wir alles schon gemacht haben.

Hier der Original-Chronik-Eintrag (danke an das ASP-Facebook-Team):

"Machen ASP jetzt Hip-Hop?", "ASP in der BRAVO!"

Solche und ähnliche, nicht ganz ernst gemeinte Antworten konnte man im ASP-Fanforum lesen. Denn Asp ließ durchblicken, dass es zum 15. Jubiläum eine nie da gewesene Neuigkeit geben werde, und ließ die User raten, um was es sich bei der ominösen Ankündigung handeln könnte. Die Antworten waren teils zum Brüllen komisch und trotzdem respektvoll und freundlich. Mal sehen, ob das hier bei Facebook auch klappt!
Also: Was denkt ihr? Was könnten die nie da gewesenen News sein? Um was könnte es da gehen?
Viel Spaß beim Raten und ein schönes Wochenende wünscht das ASP-Facebook-Team.

P.S.: Auflösung in Kürze.

Nein, das Stichwort „Auflösung“ war natürlich auf des Rätsels Lösung bezogen, nicht auf eine mögliche Auflösung der Band. Man soll doch aufhören, wenn es am schönsten ist. Das kommt doch hoffentlich erst noch!
Natürlich ging es um die Vorverlegung des Veröffentlichungstermines von PER ASPERA AD ASPERA.


Die Antworten habe ich mir mal tatsächlich durchgelesen und muss sagen: Wenn das alles genauso gemeint war, sprich, als Aufzählung der wohl unwahrscheinlichsten Möglichkeiten, ohne es im Geringsten ernst zu meinen, dann ist der Plan wunderbar aufgegangen!

Und dass viele Fans mittlerweile ganz genau lesen und interpretieren, das ehrt uns wirklich und zeigt, was für tolle Zuhörer und Leser wir haben. Kompliment.

Und dennoch. Ich gebe zu, dass die unglaubliche Häufigkeit, mit der Begriffe wie ZDF Fernsehgarten, Carmen Nebel, Der Graf, Florian Silbereisen, Helene Fischer, Kinderchor, Heino und der Eurovision Song Contest als Super-GAU Nr. 1 genannt wurden, das hat mich ein wenig erschreckt.

Ich möchte diese Nennungen gerne als Vertrauensbeweis interpretieren, nämlich auf die Art, dass die herangezogenen Beispiele durch ihre bloße Absurdität zum größtmöglichen Humor-Erfolg führen sollen. Von daher: Gut gemacht.

Hier kommt mein Lieblingswort:

Aber …

… ist das nicht irgendwie auch Ausdruck eines kollektiven Traumas?

… ist die Angst vor einem „Szene-Verrat“ so groß?

Nur um ganz sicher zu gehen. Wer damals meinen Witz mit dem „Auftritt bei Carmen Nebel“ nicht verstanden hat, für den eine kurze Erklärung. Ich sagte, ich würde nur in so einer Show auftreten, wenn ich das im hautengen, roten Abendkleid plus typischer ASP-Schminke machen und dafür die komplette „Angstkathedrale“ spielen dürfte.

Was bedeutete dies? Es bedeutet, dass ich keinerlei Interesse daran habe, irgendeinen musikalischen Stilwechsel zu vollziehen, der es mir erlaubt, in so einer Sendung aufzutreten. Und es bedeutet auch, dass ich das nur machen würde, um diese ganzen Spießer mal richtig zu schocken. Hach, herrlich! Ja, so etwas würde mir Spaß machen. 

Nun gut. Ich will einen Kompromiss eingehen, denn die 17 Minuten sind natürlich teure Sendezeit, und an den Bildungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen glaube ich seit vielen Jahren nicht mehr. Dieser Bildungsauftrag wäre vermutlich die einzige Chance, dort auftreten zu können. Vielleicht stattdessen auf ARD-alpha, dem neuen Alibi-Sender zur Rechtfertigung unserer Rundfunkgebühren? Aber wie gesagt: Ich bin gar nicht so. Konkrete Poesie in gotischer Vertonung ist ja eventuell etwas viel beim ersten Date? Ich würde mich auch schon mit „GeistErfahrer“ zufriedengeben. Bin ich nicht ein Ausbund an Entgegenkommen? Da sollten sich doch die Fernsehredaktionen nun wirklich alle Finger weg! Finger! „Danach“ lecken. Wir wären sicher ein Quotenhit. Wer sonst? Wäre auch ein Kompromiss-Titel …

Macht euch keine Sorgen!

Vertraut mir!

Ich finde „Schlager“ total doof, und im Gegensatz zu vielen der Facebook-Schreiber musste ich erstmal im Internet recherchieren, was „Atemlos durch die Nacht“ überhaupt ist, weil ich mich mit so etwas gar nicht beschäftige. Na danke vielmals, jetzt habe ich es doch getan, und nach 45 qualvollen Sekunden musste ich es auch wieder lassen. Tut mir leid. Ich werde also aus Unwissenheit nicht auf Augenhöhe mit euch darüber sprechen können. Ich kann all die oben aufgezählten Interpreten und Institutionen überhaupt nicht bashen oder beurteilen. Weil ich mich mit so etwas nicht beschäftige. Wenn ich mich gruseln will, dann schau ich mir einen Horrorfilm an.

Echt jetzt? Verbringt ihr eure Zeit mit solcher Musik?

Weia. Nun hab ich doch ein wenig Angst bekommen, dass bald auch die letzten Fans in den Mainstream abwandern. 
(Boah, ey, ihr seid ja sooo kommerziell geworden!)

Eine Ausnahme möchte ich bei der obigen Liste allerdings machen: Mit einem Kinderchor würde ich gerne mal etwas aufnehmen. Und ihr könnt sicher sein, dass das großartig würde! Es kommt nämlich nicht nur drauf an, welches Instrument man benutzt, sondern auch darauf, was man damit macht und was man erreichen will.

Achtung: Ein kleiner Ausflug in die ASP-Geschichte. Uns wurde durch unseren merkwürdigen musikalischen Stilmix sowieso immer schon vorgeworfen, wir würden uns in keine Schublade einordnen lassen (wie unbequem, sorry), schon gar nicht in die die Szene „Gothic“. Also könnten wir sie ja logischerweise gar nicht verraten. Q.e.d.?

Ich sage ja immer: Ich bin „meine eigene schwarze Szene“. Also kann ich es mir leicht machen und brauche lediglich mir selbst treu bleiben. Wobei mich meine Mitstreiter gerne unterstützen dürfen! Vielen Dank für die ersten 15 Jahre. Macht weiter so!

Ein paar andere hübsche Kommentare möchte ich aus den Facebook-Beiträgen herauspicken, um sie ebenso augenzwinkernd zurück zu kommentieren:

+Einige wünschten sich, wir könnten einen zusätzlichen Musiker in die Band aufnehmen (z. B. eine Frau). – Nun, wir bekommen ja nicht einmal die momentanen fünf anständig ernährt. Ein Zuwachs wäre also nicht besonders schlau.

+Ein weiterer Spitzenreiter war der Wunsch nach einem Wohnzimmerkonzert bei einem Fan zu Hause. – Aber klar doch, gerne! Und eventuell noch eine Fernbedienung dazu, um die Songs zu skippen oder uns im schnellen Vorlauf herumhampeln zu sehen? Wohnzimmerkonzerte sind dann am besten, wenn der Künstler in Form einer DVD oder Blu-ray ins Haus kommt, behaupte ich mal dreist. Würden wir dann gerne produzieren, wenn sich genug Interessenten dafür fänden. Ansonsten spielen wir lieber dort, wo ein Rockkonzert auch gut umsetzbar ist, vielen Dank. Obwohl ich vermute, dass es bei euch gemütlicher ist als in so mancher Backstage-Rumpelkammer, in der wir schon unsere Vorbereitungszeit verbracht haben. Sorry. Ich würd viel lieber mal ein bisschen Zeit haben, um im eigenen Wohnzimmer Zeit zu verbringen …

+Ein wenig unwohl fühle ich mich auch, wenn ich den Begriff „Musical“ lese. Ich kann mir nicht helfen. Geht es dort draußen noch jemandem so, dass er zuerst unweigerlich Erwachsene in plüschigen Fellkostümen vor sich sieht, putzige Schnurrhaare aufgeschminkt? Irgendwie kenne ich zwar gute Musicals, Klassiker, in denen sich Gene Kelly die bobverdammten Hachsen auf beindruck… äh … beeindruckende Weise wortwörtlich aus dem Leibe tanzt. Oder Tommy von The Who! Und die unsterbliche Rocky Horror Show. Aber nein, obwohl mir das alles bekannt ist, scheinen Andrew Lloyd Webbers 80er-Werke alles ausgelöscht zu haben. Gemein! Was ist nur los mit meinen Erinnerungen.
Erinnerung … meeeeeemory, all alone in the mooooooooooonlight … Aaaaaaaaaaaaaaaaah, Hilfeeeeeeeeee!

Ich bekomme wohl eine späte Allegorie auf Perverserkatzenhaare, wie es scheint.

Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen!