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22. Oktober 2007

ASP-Band und Label kurz vor dem Aus...

Zeit vergeht, so schnell rieselt der Sand
So viel verschwendet
Folge mir mit Herz und mit Verstand
Bis alles endet

Ein allerletztes Mal
Durch das Portal
Denn überall
Hast du es nicht gefunden

Und alles, was wir sind
Im Labyrinth
Der Zeit verrinnt
Ist morgen schon verschwunden“

Vielleicht muss sich jeder von uns eines Tages die Frage stellen, wie es weitergeht.
Ein Wendepunkt.
Vielleicht sollte man ja wirklich für jeden Tag, der da kommt dankbar sein und das Heute leben, als sei das Morgen der letzte, den wir erleben. Auch für das Projekt ASP stellte sich diese Frage.

Im Jahre 2004 erwischte es uns, genau wie viele geschätzte Kollegen, kalt und ohne Vorwarnung. Deutschlands größter Independent-Vertrieb EFA war pleite. Davon war auch unser Label betroffen und indirekt natürlich auch wir. Ab diesem Zeitpunkt steckten alle ASP-Tonträger in der Konkursmasse fest und trotz allerschnellster Reaktion unseres Labelbosses wäre fast alles vorbei gewesen.
Mit den geschäftlichen Einzelheiten soll an dieser Stelle keiner gelangweilt werden, das sind Dinge, die gehören unserer Meinung nach nicht in die à–ffentlichkeit der Schönen Künste und sind für den Musik-Fan eher störend als interessant.

Aber um den Lauf der Geschichte zu erläutern ist es wichtig, eine sehr einfache Rechnung aufzustellen:

Kein CD-Verkauf = Keine Einnahmen

Das bedeutet für Bands und Kleinlabels, die aufgrund ihrer Liebe zur Musik arbeiten und keine fetten finanziellen Polster aufzehren können, natürlich binnen weniger Wochen schon das Aus. Nicht, dass irgendjemand nun behauptet, wir würden mit unseren Tonträgern einen Gewinn erwirtschaften (das könnte uns mit unserer CD „Nie Mehr!“ zum ersten Mal gelingen, wenn die Fans sie prima finden), doch zumindest hofften wir, die Kosten für die gerade erschienene CD „Weltunter“ wieder langsam reinzuholen. Eine CD die für uns das größte finanzielle Wagnis in der Geschichte von ASP darstellte. Leider war es auch das Album, welches eben durch die Folgen der EFA-Pleite, trotz des wahnsinnigen Qualitätssprunges, weit hinter seinen Möglichkeiten zurück blieb.

Also überraschte uns das Label mit der freudigen Nachricht, dass wir eine neue CD machen müssten, denn der komplette Back-Catalogue, also unsere ersten drei Alben und alle Singles bis dato, dürften wir nicht bei einem anderen Vertrieb wieder veröffentlichen, bis die rechtlichen Fragen mit dem Konkursverwalter geklärt wären.
Das Lachen blieb uns im Halse stecken, als Alex uns deutlich machte, dass er das völlig ernst meinte. Wir erklärten, dass wir unmöglich so viel neues Material komponieren, arrangieren und aufnehmen könnten, denn nicht nur stand eine Tour kurz bevor, es waren ja auch alle Reserven aufgebraucht und wir waren ehrlich gesagt recht froh, wenn wir gerade mal unsere Miete bezahlen konnten. Also kam der Vorschlag, eine „Best Of ASP“ zu veröffentlichen, ein Vorschlag, den wir strikt ablehnten, weil wir es, trotzdem es uns normalerweise nicht an dem Selbstvertrauen, was das Hitpotential unserer Songs angeht, mangelt. Aber nach gerade mal drei regulären Alben wäre uns das einfach zu peinlich gewesen. Dass es aber einen Tonträger geben musste, war leider die blanke Wahrheit und die bittere Notwendigkeit, wenn wir uns nicht für Jahre blockiert sehen wollten. Wir lehnten die Idee aber trotzdem ab und bereiteten uns darauf vor, uns anderweitig über Wasser zu halten.
Alex Storm schlug also vor, eine Mischung aus Hits und Raritäten zusammenzustellen und da der EFA-Konkurs nicht nur die Bands, sondern auch das Label an den Rand des Abgrunds geschoben hatte, ließ er auch teuflischerweise anklingen, „dass das Label, wenn keine Einigung erzielt werden könne, das Recht habe, die CD selbst und ohne die Kooperation des Künstlers zu veröffentlichen.“

Verstehst du die subtile Botschaft?

Wir verstanden. Wir lasen unseren Plattenvertrag und blickten, vom Blitzschlag der bitteren Erkenntnis getroffen, auf „die Tröpfchen Blut“, die auf diesem Kontrakt getrocknet und stumm Zeugnis vom Verkauf unserer Seelen ablegten.
Wir beschlossen, das Beste draus zu machen und sagten unsere Zusammenarbeit zu.
Ich schlug als Titel das weniger angeberische „Interim Works Compendium“ vor und so entstand der einzige Tonträger, den wir weder beworben noch in unserem Shop oder auf Tour verkauft haben. Während der Entstehung des Doppelalbums lagen wir in ständigem, heftigstem Streit mit unserem Label und letztendlich blockierten wir uns gegenseitig so sehr, dass es zwar seinen Zweck als überbrückende Maßnahme erfüllte, aber ansonsten immer ein Dorn in unserem Fleisch blieb, den wir nur allzu gern gezogen hätten!

In den darauf folgenden Jahren entspannte sich das Verhältnis zu unserem Labelchef Alex jedoch zusehends und bei unserem Album „Aus der Tiefe“ haben wir alle gemeinsam an einem Strang gezogen und zusammen schier Übermenschliches geleistet, um den riesigen Aufwand zu stemmen.

Und nun sind wir ohne Plattenvertrag

Fortsetzung folgt