Nach Rubrik

Nach Jahr

Archiv

Crowdfunding

11. Januar 2014

Bitte keine Geschenke!

[für das Internet gekürzte Version]

Liebe Freunde,

kommen wir heute ausnahmsweise zu einem nicht ganz so bierernsten Thema, welches aber dennoch angesprochen werden muss, bevor wir in nun unser Jubiläum feiern.

Es geht um Geschenke. Genauer gesagt um Geschenke von Fans an die Band, bzw. an mich.


Speziell zu Anlässen wie einem Jubiläum wird ja gerne geschenkt. Man denkt an die gemeinsame Zeit, die vielen schönen Erlebnisse, die emotionalen Hochs und Tiefs, die man miteinander erleben durfte (ja, durfte! Wie ihr wisst, bin ich ein großer Anhänger des Prinzips „Tiefen genauso zulassen und erleben“), die Lieder, die Lieder und immer wieder die Lieder!

Das ehrt uns und wir sehen es mit klarem Blick, großer Demut und Dankbarkeit. Und tatsächlich ist es keine hohle Phrase, wenn ich euch sage: Es ist uns Geschenk und Dankbarkeitsbezeugung genug, wenn ihr unsere Alben ins Regal stellt, zu unseren Konzerten kommt und uns applaudiert, wenn ihr euch auf unsere merkwürdigen Lieder einlasst und sie mögt …

Es ist keine hohle Phrase, sondern eine ganz handfeste und bodenständige Feststellung, die unser Überleben sichert. Und es verhält sich zudem so: Alle anderen Arten von Geschenken sind leider meist keine guten Ideen, wenn ihr uns eure Dankbarkeit zeigen möchtet.

Kleines Beispiel:

Ich lese gerne, und das wissen auch alle. Weil ich so gerne lese und mir ständig Bücher kaufe, ist mein „NZL-Stapel*“ mittlerweile auf mehrere Regale verteilt. Und wenn ich weiter das Tempo halte, das ich durchschnittlich für das Durchlesen eines Buches benötige  – meist schlafe ich Abends nach zwei Seiten darauf ein, was meinen unbeantworteten Ruf nach Romanen auf flauschigem Leinen erklärt –, dann werde ich noch zweimal einen Reinkarnationszyklus durchlaufen müssen, um die alle zu schaffen. Mist.
Nun schenken mir gerne aber noch Fans Bücher, die SIE gerne mögen und von denen sie sich wünschen, dass ich sie gerne lesen würde. Oder noch schlimmer: Sie geben sie mir mit dem subtilen Hinweis, ich möge sie als Inspirationsquelle nutzen (soll ich das als Wink mit dem berühmten Zaunpfahl deuten?), oder überreichen mir selbst geschriebene Romane als Revanche dafür, dass sie sich ja verdammt nochmal auch jahrelang mit MEINER Kunst beschäftigt hätten und es vermutlich nur recht und billig sei, wenn ich dann …

Stop! Das ist alles nicht böse gemeint. Aber bitte, bitte, bitte: Ich muss bald in eine größere Wohnung ziehen, wenn ich weiter so viel Lesestoff bekomme. Das kann ich mir beim besten Willen nicht leisten, bitte unterlasst es, hihi.

Auch eine schöne Geschichte:
In meinem kleinen Texte-Buch „Horror Vacui“ erwähne ich, dass ein noch ungeklärtes Phänomen dafür sorge, dass aus meiner Asterix-Sammlung immer irgendwie der Band „Trabantenstadt“ verschwinde …

Prompt bekomme ich in unregelmäßigen Abständen diesen Band zugeschickt oder wie neulich etwa zwei Dutzend Ausgaben davon auf der Tournee überreicht, damit ich nie wieder den Verlust dieses Bandes erleiden solle. Das ist sehr witzig und auch gut gemeint. Als ich allerdings am Ende der Tour völlig zerstört und beladen mit meinen drei schweren Taschen**, meinem nicht zu unterschätzenden Eigengewicht und eben diesem Paket Comics in den gefühlten 7. Stock (in Wahrheit sind es nur vier Stockwerke) hinaufstieg, da hätten die Nachbarn (die mich nicht zu unrecht für einen verschrobenen Kauz halten) beinahe den Notarzt rufen müssen.

Danke trotzdem, ich habe die Bände ALLE am Stück durchgelesen, sozusagen auf Vorrat ;)

Eine Art der Geschenke habe ich noch gar nicht erwähnt, obwohl sie in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, eigentlich, wenn ich es mir recht überlege, exponentiell gewachsen ist im selben Verhältnis, wie gewisse andere Angebote geringer  wurden *anzüglich zwinker*.

Es geht um Stofftiere. Stoff-Monsterchen. Stoff-Asps. Stoff-Tossis … Moment, gab es wirklich Stoff-Tossis, oder habe ich das nur geträumt? Wie auch immer: Sie werden gerne überreicht. Früher wollten die Damen noch selbst mit uns in die Buskoje, heutzutage werden stattdessen Stofftiere ihrem traurigen Schicksal im Rockstar-Nightliner überlassen. Vielleicht auch als eine Art „Kundschafter oder Vorhut“? Ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt empfinde ich das schon als ganz schön gemein. DIE ARMEN STOFFWESEN! Müssen zu völlig Fremden ins Auto steigen? 

Einmal wollte ich ein ganz besonders böser Schockrocker sein und habe einen Teddybären an einer Autobahnraststätte – an einen Mülleimer angeleint – ausgesetzt.
Kinder, wir mussten bei der nächsten Ausfahrt raus und umdrehen! Das hält doch kein Mensch aus, sowas. Wir dachten seither schon daran, nach jeder Tour an ein Kinderheim zu spenden, aber die teils gruselige Aufmachung der Püppchen ließ uns auch diesen Plan schnell wieder verwerfen.

Ihr seht also, es ist alles gar nicht so einfach. Sicher versteht ihr demnach, dass es auch aus diesen Gründen tatsächlich kein leeres Gerede ist, wenn wir euch sagen: 

Bitte keine Geschenke! 

Sorgt einfach weiterhin dafür, dass wir das tun dürfen, was wir lieben. Das ist wirklich das größte Geschenk von allen!

Demnächst gibt es sogar so eine Art Kraut-Fun-Ding, weil das heutzutage ja zum guten Ton gehört. Beziehungsweise zur Erzeugung guter Töne beitragen soll …

Bis dahin,

Euer
Asp


*Noch zu lesen

**Merkwürdigerweise wiegen die Bühnenklamotten am Ende einer Tour immer dreimal so viel …

Pit Hammann erzählte ich davon und er ließ sich von dieser herzzerreißenden Geschichte zu dieser schönen Illu inspirieren. Grandios!

Ich fragte ihn, ob er das nicht auch als Shirt und/oder Poster anbieten wolle. Null Problemo:

Gleich hier, hier und da.