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26. November 2013

15 Jahre ASP: Ein Jubiläum zum Feiern

Teil 1: Ein schwarzhumoriger Rückblick auf die Schattenseiten

Liebe Freunde!

2014 werden es 15 Jahre.
Mein erster Gedanke war: Das ging ja schnell!
Mein zweiter Gedanke war: Das müssen wir feiern!
Der dritte Gedanke war: Nein, das dürft IHR feiern … und WIR sorgen für die passenden Aktionen mit euch.

Doch dann dachte ich: Moment. Noch ein klitzekleines bisschen zappeln lassen …


1999 bis 2014. 
Das ist heute eine verdammt lange Zeit im Business. Umso erstaunlicher, da unserem charmant-rebellischen Gothic-Novel-Rock-Musikprojekt schon öfter das nahende Ende prophezeit wurde, als ich Finger und Zehen zum Zählen habe. Und natürlich weit öfter, als es mittlerweile Jahre auf dem Buckel hat.

Ob es nun selbst ernannte Musikjournalisten, Promotion-Spezialisten, die unausweichlich auftretenden Erfolgstypen der Verlage und Majorplattenfirmen oder sogar vereinzelt einige von den früheren Fans selbst waren … ein frühes Ende wurde uns aus den verschiedensten Gründen geweissagt. Das ging von den typischen Musikströmungs-Kristallkugelschauern und ihrem unzerstörbaren Fachwissen über das, was ihr dort draußen ganz sicher awesome finden werdet  (so etwas wie ASP mit Sicherheit nicht), über die Managertypen, die mit dem „Next Big Thing“ prahlen (wieder nicht ASP), bis hin zu den Werbeheinis, die alles, was irgendwie gothic ist, auf jeden Fall ZU gothic finden, um diesem eine Daseinsberechtigung zuzusprechen, die länger anhält, als man sagen kann: "WasdennichdachtedasseiseitdenAchtzigernschonnichtmehrinMode“. Ach so. Und manche „treuen Hörer“ nicht zu vergessen, die sowieso alles kommerziell und jeden mainstreamig finden, der mehr als 50 Gestalten in den Konzertsaal zieht …

Ladies and Gentlemen.

Ich lehne mich nun mal überhaupt nicht weit aus dem Fenster und sage ganz unprotzig aber selbstbewusst und mega-intellektuell:

Äääääätschbätsch!

Mit einem stolzen Alter von fünfzehn Jahren ist es für ein frühes Ableben der Band, wie es uns prognostiziert wurde, nun schlicht zu spät!

Ein Ableben im Allgemeinen ist natürlich dennoch wahrscheinlich, wie man sich denken kann. Aber immerhin.

Anderthalb Dekaden.

Jahre, in denen wir so viele "Next Big Things" haben aufsteigen, nein, empor rasen und samt ihren schwiegermutterfreundlichen, schwarzglitzernden Klamöttchen und Gesichtern (beides von der Stange) wieder flugs ins Nichts verpuffen sehen durften, dass so mancher Weltklasse-Showmagier noch neidisch auf diesen Verschwindetrick gewesen wäre.

Jahre, in denen wir es aufgegeben haben, irgendwelchen Damen und Herren im Werberkostümchen Glauben zu schenken, wenn sie uns versprachen, es gäbe dort draußen noch ganz doll viele Leute, die unsere Tonträger kaufen würden, wenn wir bereit wären, ein bisschen was in „richtig gute Promomaßnahmen“ zu investieren. Es mache auch gar nichts aus, dass wir so düster daherkommen und ich
a) nicht mehr wie 22 und knackig aussehe und 
b) keine Lust habe, mich irgendwie zu verbiegen.
"Gar kein Thema, echt, ehrlich, wir verstehen das sooo guuut …"

Nur um drei bis zehn Minuten, nachdem das Geld auf ihrem Konto eingegangen ist, bereits zu fragen, ob die Sache mit dieser Schminke wirklich notwendig ist, ob es auch möglich wäre, mich mit einem süßen, kleinen Hündchen zu fotografieren (du hast doch nicht etwa etwas gegen Hündchen?) oder ob es das CD-Cover auch in freundlichem Hell-Orangeton gäbe.

Klingt lustig? Ist es ab und zu gewesen. Hätte man sogar noch lustiger gefunden, wenn die Leute bei ihren Fragen einen Armbrust-Pfeil durch den Kopf getragen hätten. Einfach so als Gedächtnisstütze. Oder einen brennenden Schal – aaaaahbjäch, wie oft diese Leute Schals trugen, als Ausdruck ihrer Kreativität. Leider blieb dieser fast immer der einzige Ausdruck ihrer Kreativität.

Kleines Fazit aus 15 Jahren Nischenmusik gefällig?
Werbung ist das genaue Gegenteil von Indie-Musik: „Werbung“ macht man für einen kurz währenden Augenblick und bekommt dafür ein riesiges Budget, mit Musik schafft man für eine lang anhaltende emotionale Bindung und bekommt … ja, genau.
(Einzige mir bekannte Ausnahme: Werbung für Indie-Musik. Vereinzelt.)

Aber es war ja nicht alles schlecht.
Immerhin waren wir in den Charts.
Apropos Hitparade!
Hier für euch exklusiv eine kleine Hitliste der meistgehassten Sprüche aus 15 Jahren Rockstardasein:

Auf Platz 3:
Der „Nach-drei-Stunden-knisternde-Erotik-versprechendem-Rumgebagger“-Satz
„Tschüss, es war aber wirklich toll, sich mal so richtig aussprechen zu dürfen!“

Auf Platz 2:
Der „ICH-weiß-wie-Musik-funktioniert“-Satz
„Weißt du, ihr bräuchtet einfach mal einen Hit.“

Und unangefochten auf Patz 1:
Der „Das-Internet-ist-ein-Segen“-Satz
„Aber wieso? Das ist doch eine prima Werbung für euch!“

„Wer schreibt denn bei euch die Texte?“ hatte ich außer Konkurrenz völlig unerwähnt lassen wollen. Ups. Ist schiefgelaufen. Genauso das feinfühlige: „Echt? Auf den Fotos siehst Du aber viel besser aus.“ 
Kicher.

Ich hoffe, ihr könnt diesen kleinen Rückblick genauso sehen wie ich: ohne Verbitterung und mit dem nötigen Humor. Ohne den erträgt man die meisten Seiten des Rock‘n‘Roll-Zirkus' nämlich nicht.

Wir sind immer noch da. Und das ist ein Erfolg. Punkt.

Too old to die young.

Lest auch später wieder mit, wenn ihr statt Humor endlich knallharte Fakten aufgetischt bekommt.

Was genau machen wir denn jetzt im Jubiläumsjahr Besonderes gemeinsam? 

Ich verrate es.

Euer

Asp