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1. November 2013

I still got the blues ...

Eine kleine, ungeordnete Gedankensammlung von Asp zur Maskenball-Tournee

Liebe Freunde,

„alles hat ein Ende“, spricht der Volksmund weise und spendet dabei Trost und zugleich Ernüchterung, je nachdem, ob es eine schlechte oder eine gute Sache ist, die da zu Ende geht.


Ohne Zweifel war unsere ausgedehnte Maskenball-Tournee eine gute Sache. Mehr noch: eine fantastische, bewegende, ergreifende, wundervolle Reise. Es ist völlig unmöglich, alle schönen Momente, alle emotional tiefschürfenden Augenblicke und alle zum Schlapplachen komischen Situationen aufzuzählen … 

Im so genannten „Business“ wird schon beinahe gewohnheitsmäßig in zu vielen Superlativen gesprochen, und ich gebe auch zu, dass auch wir nicht gänzlich gefeit davor sind, diese im Übermaß einzusetzen, wenn es um unsere Werke und die Hürden geht, die wir auf dem Weg zu bewältigen haben. Das begründet sich in unseren hohen Ansprüchen ebenso wie im schieren Zauber, den Musik für uns alle immer noch darstellt, der grenzenlosen Euphorie, die sie in uns auslöst und von der wir uns nur zu gerne gefangen nehmen lassen. Aber es verhält sich ohne Übertreibung wirklich so: Für mich persönlich war diese Tournee eine der schönsten, an denen ich in all den Jahren teilhaben durfte, und wir hatten nicht selten ein wirkliches Gefühl der „Aufbruchstimmung“ in uns. Entsprechend abschiedstraurig kamen wir nach Hause, und alle fragten am Ende der Reise scherzhaft melancholisch: „Nächste Woche fahren wir einfach weiter, gell?“

Au weia. Zehn Minuten Schreibpause.


Okay. Geht wieder. Am besten bekämpft man dieses elende Tourneefernweh mit ein paar kalten, nackten Fakten und Zahlen.

Wir drehen die Zeit weit zurück. Der Traum, etwas um die 20 Konzerte zu spielen, wurde (das ist keine Seltenheit bei uns) zunächst belächelt. Unrealistisch. Ökonomisch und logistisch völlig bescheuert. Ich wollte (und sollte) mich am Ende durchsetzen. Ich hegte den Traum, flächendeckend aufzutreten, jene „Fans in spe“ einzusammeln, an deren Existenz ich immer noch so unbeirrt glaube. Fans in spe deshalb, weil ich davon überzeugt bin, dass dort draußen noch ganz viele Leute nur darauf warten, von uns und unseren Konzerten begeistert sein zu dürfen, wenn wir sie nur irgendwie „holen kommen“. 

Das hat natürlich zur Folge, dass man nicht nur ausverkaufte Häuser erwarten kann, denn Obacht! wir sind und bleiben eine Szeneband, und seit es mit der Tonträgerindustrie den Bach runter geht, wird der Livemarkt mit Bands überschwemmt, die ihr Heil ebendort suchen (so mancher Oberpirat pries diese nicht zu Ende gedachte Variante der Lebensunterhaltsbeschaffung ja öffentlich an), wo es angeblich noch ein Stück vom Kuchen zu ergattern gibt. Und diesen Kuchen teilen sich dann ganz, ganz viele hungrige Esser. Schon wieder Gejammer aus dem stets das leere Sparschweinchen im Blick habenden Hause ASP? Nein, diesmal (trotzdem) nicht.

Warum nicht? Weil die Tour so toll war! Weil uns so unfassbar geniale Abende und (schlägt im Duden den Plural nach:) Publika wie zum Beispiel in Osnabrück oder in Pratteln in der Schweiz entgangen wären. Mit vielen tausend Zuschauern eine „magische Verbindung“ entstehen zu lassen ist natürlich immer etwas leichter, als „nur“ mit einigen hundert. Aber das ist die Königsdisziplin, und das muss, muss, muss man in seinem kleinen Künstlercredo exakt so formuliert haben …

Und am Ende, ja, am Ende haben uns dann auf dieser Herbsttour tatsächlich viele tausend Leute MEHR gesehen als JEMALS zuvor in der Geschichte von ASP. Und darauf sind wir stolz. Über diesen schwer erkämpften und teuer bezahlten Erfolg freuen wir uns aufrichtig! Wir konnten tatsächlich Leute „abholen“, weil wir zu ihnen gereist sind und bereit waren, ein Risiko einzugehen. Unser unendlicher Dank geht an euch alle da draußen, die ihr uns darin bestätigt habt! Ihr wunderschönen Menschen in Schwabach, Potsdam, Magdeburg, Oberhausen, Osnabrück, Bremen, Leipzig, Giessen, Erfurt, Dresden, Wiesbaden, Saarbrücken, Köln, Hamburg, Pratteln, Stuttgart, München und Wien!

[Apropos „Schwabach“. Entschuldigung für das Tourshirt-Debakel. Wir haben unseren Grafiker für die fehlende Erwähnung des Eröffnungskonzertes im schönen Frankenland mit mehreren schweren Tourtermin-Tortur-Torten beworfen und einen dolldreisten Dummerjan geheißen. (Mit Arne Elsholtz-Stimmenimitation:) „Es tut uns wirklich, wirklich leid!“]

Ein weiteres absolutes Highlight stellte für uns Musiker übrigens die Maskenball-Setlist dar. Die Mischung aus alten Songs und den Stücken vom aktuellen Album MASKENHAFT war zwar mit 2,5 Stunden wirklich sportlich, hatte aber einen wahnsinnig tollen Flow, und wir haben von euch eine überwältigend gute Resonanz darauf bekommen. Auch dafür danke!

Es hat ein bisschen gedauert, bis dieses kleine Tournee-Fazit seinen Weg ins Journal gefunden hat, genauso wie es ziemlich lange gedauert hat, bis ich die letzten Dinge aus meinen Reisetaschen ausgepackt habe. Man versucht, es irgendwie herauszuzögern, so lange es irgendwie geht …  

Dagegen gibt es nur eine Therapie: schnell an einer neuen Tour arbeiten! Und die Vorbereitungen sind bereits in vollem Gange. Und damit meine ich nicht die Dunkelromantischen Frühlingsnächte von „Asps Von Zaubererbrüdern“, auf die ich mich natürlich freue wie blöd, nein! In der Rockband schmieden wir Pläne für eine ganz außergewöhnliche Tour, wie es sie bei uns noch nie zuvor gegeben hat … 

Doch dazu in Kürze mehr!

Dazu und zu vielem, vielem anderen. Hach, was waren wir schon wieder fleißig, hihihi.

Bis bald und danke fürs Lesen,

Asp