Journal

25. August 2024

Trauer- und Trostarbeit

Lieber (Tier-)Freund,

vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch, dass ich vor einigen Jahren als kreativer Berater und Mit-Autor bei einer Band namens Spielbann tätig war. Obwohl tätig furchtbar untertrieben klingt, wenn ich es recht bedenke. Aber das soll heute nicht Thema sein, auch nicht, dass ich damals Freunde für’s Leben gefunden habe. Zum Beispiel einen jungen Herrn, der mittlerweile bei ASP Bass spielt. Aber auch die Dame mit der Ausnahmestimme, die unter dem Namen Nic Frost bekannt ist und die ich glücklicherweise für unsere Jubiläumstour überreden konnte, ihre relative Bühnenabstinenz zu unterbrechen.

Ihr und ihrem damaligen Sangespartner Seb lernte ich damals ein paar Texte auf den Leib zu schreiben, die sie mit Spielbann auf der Bühne performen konnten. Eine nicht ganz einfache Aufgabe für mich, denn ich schreibe am liebsten und vermutlich auch am besten für einen Sänger, der zwar nicht der allerbeste sein mag, aber mit den unzähligen textlichen Schrulligkeiten und sprachlichen Besonderheiten mittlerweile ganz gut umgehen kann: Mich.

Ich musste ein bisschen anders arbeiten und mich auch tatsächlich in Themen einfühlen, die mir so selbstgar nicht eingefallen wären. Eine irre Erfahrung, für die ich dankbar bin, die aber auch anspruchsvoll war, wie ich zugeben muss. So etwas fällt sicher weniger intensiv feilenden, simplere Poplyrics bevorzugenden Textern leichter.

Aber all das war ein Waldspaziergang gegen das, was ich dann für das nun viele Jahre später erscheinende Lied „Dæmon – Ein Tanz auf sechs Beinen“ versucht habe. Als Nic Frost ihren geliebten Vierbeiner verlor, war sie völlig am Boden und vor Trauer ganz aufgelöst. Der Verlust war offensichtlich kaum zu ertragen, und sie versuchte dies für andere, auch mich, begreiflich zu machen. Ich hörte zu und verstand den Wunsch sehr gut, diesen Schmerz in Worte zu fassen und in einem Stück Musik zu verarbeiten. Ja, zu verarbeiten.
Ich versuchte mich daran und dichtete aus den Worten, den Erklärungsversuchen, einen Text, der kein Gedicht sein sollte, sondern von Anfang an ein Liedtext, mit dem dieser Trauer ein Ventil gegeben werden sollte. Bewältigung wäre ein zu starker Begriff, denn ich fürchte, manche Trauer bewältigt man nie ganz, sie wird nur zu einem stilleren Begleiter.

Es hat einige Jahre gedauert bis das Lied fertig wurde, und als ich das Endergebnis zu hören bekam, hat es mich wirklich umgehauen. Was ein unglaublich intensives, bewegendes Stück Musik!

Ich will nicht ins Detail gehen, das sollte sich jeder selbst anhören.

Es erfüllt mich mit Stolz und Rührung, einen kleinen Teil dazu beigetragen zu haben, dass dieses wichtige Lied, dieser hoffentlich vielen aus der Seele sprechende Song in diese Welt gebracht werden konnte. Ich bin überzeugt, dass es schmerzhaft und heilsam zugleich ist für alle, die einmal in einer ähnlichen Situation waren.

Sicher kein Lied für jeden Tag, aber sicher ein ganz großes Lied für Tage, die man sonst kaum ertragen kann.

Asp